Gast

Normalerweise komme ich in unser „Stammkrankenhaus“ in Uniform und bring Patienten oder hole sie ab. Es ist ein kleines Krankenhaus, jeder kennt jeden dort. Alle kennen also auch mich.

Vorteil? Nachteil? Naja…

Ich kam selbst zur Anmeldung, ließ mich für die Ambulanz aufnehmen zur Erstbegutachtung eines Wehwehchens. Schon der Portier grinste mich an, als ich meinte „Servus, heute melde ich mich selbst an.“

Der Arzt in der Ambulanz wusste, dass ich vorbei komme, ich hatte vorher mit ihm telefoniert. Trotzdem grinste er mich natürlich auch an. Als dann noch mein Lieblings-Pfleger dazu kam, hatten wir den größten Spaß, obwohl ich ziemlich starke Schmerzen hatte.

Es war Sonntag abend und ich sollte gleich hier bleiben, der Doc wollte in der Nacht noch operieren. Na gut, wie der Chef sagt. Um halb 10 Uhr nachts ging es dann in den OP. Als dort die Anästhesie mitbekam, wer und was ich bin und dass ich sowohl meinen operierenden Arzt als auch seine Assistenz kenne, lief auch noch im OP ungezwungen und locker der Scherz. War für mich ganz angenehm, so wurde ich abgelenkt von der Tatsache, dass ich hier vor den Menschen am OP-Tisch liege, die ich sehr oft im Dienst sehe.

Es war eine kurze Operation, ich wurde noch im OP halbwegs wach. Ich kann mich nicht mehr erinnern was geredet wurde, ich weiß aber noch, dass sie auch da alle gelacht haben. Alles ganz locker.

Die paar Tage die ich zur Beobachtung noch auf der Station bleiben musste vergingen recht schnell. Alle Schwestern und einige Ärzte wussten, dass ich mich so halbwegs mit der Materie auskenne – ich hab ihnen geholfen beim zusammenbauen meiner Infusionen etc. Ich war mit allen per Du und es war richtig angenehm.

Ist es also Segen oder Fluch, die Belegschaft des KH zu kennen, in das man selbst eingeliefert werden könnte? Ist es blöd, dass man die Leute kennt, vor denen man nackt am OP-Tisch liegt? Ist es unangenehm, die Schwestern zu kennen, die einem tagelang bei den kleinsten Kleinigkeiten im Alltag helfen müssen?

Naja, ich hatte etwas Zweifel, ich hab überlegt in ein anderes Krankenhaus zu fahren. Im Endeffekt bin ich aber froh dort gewesen zu sein. Ja, ich hatte etwas Angst vor der OP, aber durch diesen lockeren Umgang miteinander und eben auch weil ich fast alle kannte fiel mir das alles um vieles leichter.

Ich würde wieder dorthin gehen, wo ich die Ärzte und Schwestern kenne.

4 Gedanken zu „Gast

  1. Gute Besserung! 🙂

    „Mein“ Krankenhaus ist auch eins, in dem mich so ziemlich alle auch beruflich kennen (sogar schon seit meinem allerersten Krankenhauspraktikum in der Ausbildung). War, als ich das erste Mal als Patientin dort war, auch etwas seltsam, aber ich bin froh, dort gelandet zu sein und auch der professionellen Zusammenarbeit im Dienst hat es nicht geschadet. 🙂

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    • Danke!

      Ja, das ist natürlich doch im Endeffekt das Wichtigste – dass die Professionalität nicht darunter leidet.
      Aber es ist hier Gott sei Dank auch so, dass man noch so viel herumalbern kann oder auch mal als Sani am OP-Tisch vom (Not-)Arzt landet und trotzdem ist plötzlich wieder bitterer Ernst und die Zusammenarbeit ist absolut top wenn es denn im Einsatzfall sein muss.

      Ich weiß nicht wie groß „dein“ Krankenhaus ist, aber ich bin echt froh, dass es hier bei mir am Land so läuft. In unseren größeren Häusern könnte ich mir das schon nicht mehr so gut vorstellen.

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